Von Martha Parrisius – mein Onkel ist „Kursleiter für Waldbaden – Achtsamkeit im Wald“ In seinen Waldbadekursen taucht er mit anderen Menschen in den Wald ein – und zwar mit allen Sinnen. Während dem Baden im Wald passiert etwas mit seinen Teilnehmern. Sie verändern sich und wirken im Anschluss entspannt und irgendwie erleichtert. Ihre Gesichter strahlen und es scheint, als habe der Wald ihnen etwas gegeben, das sie dringend gebraucht haben.

Wozu Waldbaden?  

In unserer Kultur leiden immer mehr Menschen an den Folgen ständiger Anspannung. Überforderung, Schlafstörungen, innere Unruhe und weitere stressbedingte Erkrankungen nehmen zu. Es fehlt die Zeit zum Durchatmen, um zur Ruhe zu kommen und ein Ausgleich in dieser stressigen, lauten und schnellen uns umgebenden Welt. Um gesund zu bleiben, ist aber genau das enorm wichtig – Zeit für sich selbst und Zeit für einen Ausgleich. Eine Möglichkeit uns selbst Entspannung und Entschleunigung zu verschaffen, ist absichtsloseS Schlendern im Wald. Waldbaden zielt genau darauf ab. Längst weiß man, dass der Aufenthalt im Wald positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden hat. Bereits der bloße Anblick des Waldes wirkt entspannend.

Was Waldbaden bewirkt 

Der Wald steckt voller Leben und ist dennoch ein Ort unendlicher Ruhe. Betreten wir den Wald, gleicht es dem Eintauchen in eine andere Welt. Das Licht, die Luft, das Klima, die Gerüche, Geräusche und Farben – alles verändert sich. Diese Veränderung wirkt unweigerlich auf uns. Unsere Sinne bekommen andere, alltagsfremde Impulse und Eindrücke. Beim Waldbaden geht es um das bewusste Wahrnehmen und Aufnehmen dieser andersartigen Atmosphäre des Waldes. Das buchstäbliche Baden im Wald steht für das Eintauchen mit all unseren Sinnen. Waldbaden bedeutet das Genießen der Bäume, Sträucher, Moose, das Wahrnehmen des kühlen, feuchten Windes, der sanft unsere Haut streichelt, des milden Lichtes, das durch die tanzenden Baumwipfel schimmert und des weichen Bodens, der unter unseren Füßen nachgibt. Im Vordergrund steht der achtsame Umgang mit allem, was uns umgibt. Die Evolutionsbiologie geht davon aus, dass der Mensch genetisch dazu bestimmt ist, die Natur zu lieben. Betrachten wir uns selbst als Teil der Natur, liegt es auf der Hand, dass unsere innere Natur eine Verbindung mit der Natur, die uns umgibt, eingeht. Stellen wir also beim Waldbaden eine Verbindung her, kommt es zu einem Austausch zwischen uns und der Natur. Es fühlt sich an, als würde der Wald unsere Sorgen, unseren Alltagsstress und alles was uns belastet, verschlucken und uns stattdessen mit Ruhe, Energie und Wohlbefinden füllen. Kurz gesagt – der Wald tut uns gut. Studien haben ergeben, dass der Aufenthalt im Wald den Blutdruck senkt, die Herzfrequenz verlangsamt und die Aktivität des Parasympathikus fördert. Das ist der Teil unseres vegetativen Nervensystems, der der Regeneration und Erholung dient. Gleichzeitig wird die Aktivität des Sympathikus als Gegenspieler gehemmt. Das ist der Teil, der in Stresssituationen aktiv wird. Gleichzeitig sinkt der Cortisolspiegel und die Zahl der Abwehrzellen steigt. Es wird eine Distanz zu unserem Alltag aufgebaut. Unser Körper und Geist beginnen durchzuatmen, sich zu regenerieren, zur Ruhe zu kommen. Regelmäßige Aufenthalte im Wald entschleunigen, geben uns neue Energie und Lebensfreude und wirken sogar stärkend auf unser Immunsystem und können einem Burn-out vorbeugen. Wenn du auf eigene Faust Waldbaden möchtest, solltest du einige Aspekte beachten, um eine intensivere Entspannung zu erreichen:

Lass den Alltag hinter dir 

Möchtest du voll und ganz in die Natur und den Wald eintauchen, solltest du deinen Alltag hinter dir lassen. Schiebe alle Gedanken, die dich belasten oder festhalten, beiseite. Auch dein Smartphone solltest du am Besten Zuhause lassen oder zumindest während deines Naturerlebnisses abschalten. Nimm dir bewusst vor, dich auf dich selbst und dein Inneres zu konzentrieren. Du solltest dich frei fühlen und öffnen können für die Eindrücke, die dich umgeben.

Atme bewusst 

Unsere Atmung ist ein angeborener Automatismus, über den wir nicht groß nachdenken müssen. Was viele jedoch nicht wissen – die Art und Weise wie wir atmen, beeinflusst unseren Körper. Die richtige Atemtechnik kann unser geistiges und körperliches Wohlbefinden steigern. Und insbesondere wenn du nach einem Weg für mehr Entspannung suchst, solltest du deiner Atmung besondere Beachtung schenken. Atmest du bewusst in den Bauch, führt das zu einer tieferen Atmung und diese entspannt dich. Deine Lunge kann sich weit in deinen Bauchraum hinein ausdehnen und mit Luft füllen. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die tiefe Bauchatmung helfen kann, das mentale Wohlbefinden zu verbessern. Auch profitierst du durch eine tiefe Atmung von der sauberen Luft des Waldes.

Wahrnehmen und wirken lassen 

Versuche bewusst wahrzunehmen, was um dich herum und in deinem Inneren passiert. Der Wald ist eine Komposition der leisen Töne. Versuche, dich auf sie zu konzentrieren. Auf das singen der Vögel, auf den Wind, welcher die Baumkronen leise rauschen lässt und auf das Rascheln und Knacken des Bodens, wenn du dich auf ihm bewegst. Taste nach der rauen Baumrinde und den weichen Moosen, nehme die verschiedenen Grüntöne wahr, die dich umgeben. Spüre, wie sich der Wind auf deiner Haut anfühlt und wie die Luft schmeckt, die du einatmest. Was hörst, siehst, fühlst und schmeckst du und was macht das mit dir? Welche Gefühle entstehen in deinem Inneren? Alles, was dich umgibt, wirkt auf dich, wenn du es zulässt.

Lass dir Zeit 

Bis das Waldbaden seine volle Magie entfalten kann, braucht es Zeit. Suche dir also einen Tag aus, an dem du sonst nicht viel vor hast, sodass du ganz in Ruhe mehrere Stunden im Wald verbringen kannst. Du wirst Zeit brauchen, um dich voll und ganz auf das Erlebnis einlassen und deine innere Last und deine Gedanken loslassen zu können, um Platz zu schaffen für neue Energie und Impulse. Vielleicht benötigst du nur ein paar Minuten oder Stunden, vielleicht aber auch mehrere Male, bis dich der Wald erreicht hat. Höre auf deine innere Stimme. Du wirst genau spüren, wie viel Zeit du benötigst und wie viel Austausch dir gut tut. Liebe Grüße Martha – vom Gesundheits-Garten